Wie sich BIM und digitaler Zwilling unterstützen

Die Integration von BIM und digitalem Zwilling eröffnet neue Möglichkeiten. Welche das sind und welche Herausforderungen es gibt, lesen Sie hier.

Was ist der Unterschied von BIM und digitalen Zwillingen?

Im Gegensatz zu digitalen Zwillingen ist Building Information Modeling (BIM) ein statisches Modell. Der Fokus liegt dabei auf der Erstellung eines virtuellen Gebäudemodells, welches nach Freigabe die Grundlage für die vernetzte Planung, den Bau und die Bewirtschaftung ist.

Ein Digital Twin beschreibt hingegen ein dynamisches Modell – ein digitales Abbild von realen Dingen. Technisch gesehen ist ein digitaler Zwilling eine Replikation von Daten, die in Echtzeit von Sensoren gesammelt werden, welche in vielen Dimensionen arbeiten.

Zusammenführung von digitalen Zwillingen und BIM

Digital Twins und BIM können über die gesamte Lebensdauer einer Immobilie einen bleibenden Wert schaffen, erreichen aber ihr höchstes Potenzial, wenn sie zusammenarbeiten.

Daniel Smolilo

Wir haben mit mehreren Bauexperten, die Erfahrung mit digitalen Zwillingen und BIM haben, gesprochen, um den Zusammenhang zwischen diesen beiden Technologien zu verstehen und mehr über zukünftige Entwicklungen zu erfahren.

Digital Twin und BIM – das perfekte Team

Dan Smolilo, Direktor für Prozesse und Innovationen bei The Walsh Group, weist darauf hin, dass „BIM und der digitale Zwilling zusammen oder getrennt genutzt werden können. So kann Ihnen der Einsatz eines digitalen Zwillings beim Betrieb einer Anlage helfen. Wenn Sie aber das Konzept von BIM mit einbeziehen, können Sie es für Ihren gesamten Standort nutzen.“ Digitale Zwillinge werden seit Langem in industriellen Umgebungen wie Chemie- und Kraftwerken eingesetzt, wo Sensoren die Leistung und Sicherheit ständig überwachen. Dank des Internets der Dinge gibt es jetzt mehr Sensoren, die überall Daten erfassen.

Herausforderungen der Integration

Amrita Bajwa

Laut Amrita Bajwa, eine unabhängige BIM-Koordinatorin und virtuelle Designerin, müssen bei der kohärenten Integration der Technologien jedoch einige Herausforderungen bewältigt werden. Bajwa skizziert die Rollen der verschiedenen Projektbeteiligten als „Silos“, die schwer vereinbar sein können. „Wir verwenden Bluebeam [Revu] für die Zusammenarbeit. Jetzt müssen wir jedoch gemeinsam an der Verwaltung der Daten arbeiten, die vom ersten Tag an gesammelt und auch nach dem Projektabschluss weiter gesammelt werden“, so Bajwa. „Es gibt so viele Silos. Man muss sich alle als Teil eines Masterplans vorstellen – einschließlich des Eigentümers, des Architekten, des Bauunternehmers, der Handwerker und aller anderen Beteiligten.“

Es gibt auch wichtige Fragen zum Datenschutz und -zugriff sowie zu Bauvorschriften. Jeffrey Ouellette, ein selbsternannter „Wiederherstellungsarchitekt“, der heute als unabhängiger Technologieberater für die Bauindustrie tätig ist, beschreibt vier Ebenen der Technologie des digitalen Zwillings.

  1. Sammlung und digitale Abbildung von Daten
  2. Nutzung der Daten im kleinen Maßstab
  3. Verknüpfung aller Teile und Ausbreitung auf eine ganze Stadt
  4. Durchführung von Echtzeitanalysen auf regionaler Ebene
Jeffrey W. Ouellette

Potenziale von BIM und digitalem Zwilling

Die Technologie des digitalen Zwillings hat langsam Einzug in den Bausektor und in die Verwaltung von Gewerbeimmobilien gehalten – zunächst in den Vorreitermärkten für Smart Homes als Konsumgüter, aber auch zunehmend auf Baustellen in Form von GPS-Chips, die zur Leistungs- und Standortverfolgung in schweren Geräten installiert sind oder von Arbeitern getragen werden.

Solche Daten sind nützlich zur Leistungsverbesserung und als Versicherung gegen Diebstahl und können sogar als Beweismittel in einem Preismanipulationsverfahren verwendet werden. Darüber hinaus zeichnen sich zahlreiche interessante Tools am Horizont ab, die auf der Technologie des digitalen Zwillings basieren, beispielsweise WLAN-fähige Sicherheitsausrüstung, die die Gesundheit der Mitarbeiter während der Arbeit überwacht, und Augmented-Reality-Headsets, mit denen Bauexperten die HLSE-Pläne in den Wänden „sehen“ können.

Möglichkeit der Echtzeitanalyse durch die Integration von BIM und Digital Twin
Die Integration von BIM und digitalem Zwilling ermöglicht Echtzeitanalysen und vermindert Risiken. Bildnachweis: © Adobe Stock/Monopoly919

BIM und digital Twin: Vorteile durch die Integration

Die Kombination von digitalem Zwilling und BIM bringt einige Vorteile mit sich. Dazu zählen beispielsweise:

  • Effizienzsteigerung durch Prozessdigitalisierung
  • Optimierung von Produkten und Prozessen
  • Ressourcenschonendes Arbeiten
  • Erhöhung der Flexibilität durch moderne Technologie
  • Qualitätsverbesserung durch Benchmarketing
  • Risikoverminderung durch stetigen Abgleich
  • Möglichkeit von Live-Verfolgung und Simulationen

Fazit: Digitaler Zwilling und BIM als ideale Ergänzung

In einem Punkt sind sich alle einig: Ein smartes Gebäude muss smart gebaut werden. Wenn Fachkräfte in der Baubranche die Technologie des digitalen Zwillings vollständig integrieren wollen, um die Leistung ihrer Immobilie nachzuverfolgen und vorherzusagen, sollten sie mit BIM als solider Grundlage beginnen und die Sensoren und das Datenmanagement für den digitalen Zwilling einer Immobilie in den Entwurf einbeziehen. Denn wenn Mensch und Technik zusammenarbeiten, erhält man die besten Ergebnisse.

Welche Technologien für die Digitalisierung im Bauwesen sorgen, erfahren Sie in unserem Beitrag „Digitalisierung in der Baubranche“. Zur Vertiefung möchten wir Ihnen auch unsere Artikel „Digitale Zwillinge im Baugewerbe: Sind sie der perfekte Spiegel der Realität?“ empfehlen.

Bauen 4.0 – Wie die Baubranche digital wird